Schwarz schirmt ab

21.12.2017

oder wie ich lernte,
den Empfang weiter zu verbessern

© 2018 - Frank Schwartz, alle Rechte vorbehalten

Moderne Fernsteuersender bieten uns eine Menge an Bequemlichkeiten und Möglichkeiten. Telemetrie, die nicht mehr wegzudenken ist, bietet Spaß in der Beschäftigung damit, Informationen, die uns im Vor-Telemetriezeitalter verborgen geblieben waren - und Sicherheit. Wie kamen wir eigentlich klar, bevor wir sie hatten? Fast kann man sich schon nicht mehr daran erinnern.

Nun, ich habe die Möglichkeiten der Telemetrie kennen und schätzen gelernt. Letztlich benutze ich aber nur, was mir persönlich wirklich sinnvoll erscheint oder wichtig ist. Da ist zuerst das Vario zu nennen, das mir hilft, Thermik immer besser zu verstehen und deren Nutzung zu üben. Im gleichen Atemzug muss ich die Sicherheitsaspekte in Form der Akku-Überwachung nennen. In jedem meiner Modelle ist ein Alarm auf eine sinnvolle Spannungsgrenze gelegt. Das hilft mir hoffentlich, das Modell vor einem Absturz wegen eines leeren Akkus zu bewahren. Diese Features sind schon sehr wertvoll, reichen mir meist vollkommen aus. Wenn ich einen Test über ein Modell erarbeite, schaue ich zusätzlich nach Steigwerten, Stromaufnahme, manchmal auch nach der Drehzahl des Motors. Diese Werte lasse ich auf der SD-Karte des Loggers aufzeichnen und lese sie zu Hause aus.

Erkundung

Neulich, ich hatte offensichtlich etwas Langeweile, schaute ich mal nach, ob mein Sender auch Telemetriewerte in seinem Speicher mitschreibt. Und wenn ja, was und wie einfach komme ich an diese Informationen. Er tat es schon eine ganze Weile, von mir bisher unbemerkt und unbeachtet. In der passenden, leicht zu bedienenden PC-Software waren mehr Daten super zu erkennen als ich erwartet hatte . Und es macht Spaß, damit "herumzuspielen". Da waren neben den Telemetriewerten aus den Sensoren auch Infos über die Empfängerspannung, die Antenneneingänge und die Empfangsqualität. Letzteres erregte meine Aufmerksamkeit.

Schnell waren die Daten mehrerer Modelle vom Sender in den PC übertragen. Interessant. Die Empfangsqualität hatte beim Avatar (Antennen im Rumpf verlegt) ganz, ganz selten mal einen negativen Ausschlag. Und wenn, war er von kurzer Dauer sowie immer von ganz geringer Stärke. Das gleiche im Satori (Antenne ebenfalls im Rumpf) oder im Pino (Antennen lose aus dem CFK-Rumpf herausgeführt).

Ernüchterung

Jetzt mal noch bei den F5J-Wettbewerbsmodellen nachgeschaut. Da kann ja dann auch nichts Negatives sein. Die beiden Antennen sind aus den CFK-Rümpfen herausgeführt und in den sogenannten "Haifischflossen" definiert, etwas vom Rumpf entfernt, unverrückbar positioniert. Doch welch ein Schock. Gerade da, wo ich es mir nicht vorstellen konnte, sah die Kurve am PC erschreckend aus. Bei allen, identisch aufgebauten, Xplorern. Die Kurve sah aus, wie Eiszapfen im tiefsten Winter an einer übergelaufenen Dachrinne. Der Sache musste ich nachgehen.

Ich erinnerte mich dann auch, dass ich in Wettbewerbsflügen hin und wieder mal das Gefühl hatte, mein Flieger fliegt ein, zwei oder drei Sekunden einfach weiter, ohne dass er auf meine Steuerbefehle reagierte. Das war wie gesagt selten, immer wenn er weit weg war, also letztlich nicht mit wirklich deutlich schädlichen Auswirkungen auf mein Flugergebnis. Ich führte das beim Fliegen auf "Modell zu langsam gemacht" oder Turbulenzen in der Thermik zurück.

Die nächsten beiden Wettbewerbe musste ich ausfallen lassen (man hat nicht immer nur Zeit, für das was Spaß macht). Deshalb hatte ich keine zeitlich dringende Notwendigkeit, die Fehler-Ursache zu suchen. Wo sollte ich überhaupt suchen? Kann das am Modell liegen?

Erkenntnis

Wenige Wochen später war ich mit einer meiner Reisegruppen - wieder einmal - auf dem Petit Ballon. Zufällig war auch Volker Keck vor Ort. Ihn kenne ich schon seit Ewigkeiten als einen Modellflieger, der mit Sachverstand den Dingen auf den Grund geht. Am Abend saßen wir alle zusammen beim leckeren Abendessen in der Ferme Auberge. An der langen Tafel wurde natürlich viel erzählt und gefachsimpelt.

Irgendwann berichtete einer am Tisch, er hätte kürzlich die aktiven Enden der Antennen zu deren Schutz mit schwarzem Schrumpfschlauch überzogen. Danach hatte er bei diesem Modell Empfangs-, und vor allem Reichweitenprobleme. Ob das wohl in einem kausalen Zusammenhang gestanden haben könne?

"Klar", mischte sich Volker sofort in das Gespräch ein, "schwarzer Schrumpfschlauch darf nicht verwendet werden. Die schwarze Farbe im Schrumpfschlauch könnte durch den Einsatz von Grafit erzeugt worden sein." Grafit ist schließlich elektrisch leitend und schirmt den Empfang ab. Es werden Schrumpfschläuche auch mit anderen Mitteln schwarz eingefärbt, diese sind jedoch selten und vor allem gar nicht einfach zu erkennen.

Mir fiel es in diesem Moment wie Schuppen von den Augen. Wenn das stimmt, habe ich die Ursache für die Empfangsprobleme an meinen F5J-Xplorern gefunden. Denn die "Haifischflossen" sind auch schwarz! Es gibt sie zwar auch in transparent, doch hatte ich mich damals aus optischen Gründen (Sicht-Carbon) für die schwarzen entschieden.

Jetzt kann ich es kurz machen. Wieder zu Hause, habe ich die Haifischflossen entfernt. Mit lose aus dem Rumpf hängenden Antennen bin ich zum Testflug auf den Flugplatz. Bei diesem Flug flog ich bewusst in verschiedenen Richtungen weit weg und auch hoch. Wie erhofft, zeigte sich dann zu Hause am PC ein sehr, sehr gutes Bild. Alle Empfangsaussetzer waren weg.

Gelernt

Meine Schlussfolgerung aus der Geschichte: Antennenenden nie in "Schwarzes" stecken! Das sind - wie schon lange bekannt - CFK-Rümpfe, aber auch schwarze Schrumpfschläuche und schwarze "Haifischflossen". By the way: Oft sehe ich, dass Empfänger-Antennen bei GFK-, Holz- und sogar Schaummodellen aus dem Rumpf herausgeführt werden. Das ist doch überhaupt nicht notwendig. Im Gegenteil. Im Rumpf verlegt, sind sie mechanisch gut geschützt - außen nicht. GFK, Schaum und Holz schirmen die HF-Strahlung nicht ab.

Was bei dem Antennenschutz "Haifischflosse" natürlich machbar ist: Die Antenne so weit durchziehen, dass das aktive Ende vollständig aus dem Schutz hinten herausschaut. Aber ich verwende in Zukunft doch lieber nur noch den transparenten Antennenschutz.

Sollen die Antennenenden - aus welchen Gründen auch immer - mit einem Schrumpfschlauch geschützt werden, dann jede Farbe, nur nicht schwarz verwenden.

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