MPX-Stecker
Praxistipps
zu den
M6-Hochstrom-Verbinder von Multiplex
© 2020 - Frank Schwartz, alle Rechte vorbehalten
Die politisch "Grünen" feierten kürzlich 40-jähriges Jubiläum. Gegründet hatten sie sich in Karlsruhe. Nur wenige Kilometer entfernt liegen die Orte Pforzheim und Bretten, ehemaliger und jetziger Firmensitz von Multiplex. Und auch die "Grünen" von Multiplex blicken aktuell auf ein rundes, nämlich 30-jähriges Jubiläum zurück. Das mit den anderen Grünen wird hier nicht weiter vertieft.
Wie kam es dazu?
Es ist schon einige Jahre her, da ärgerte ich mich immer wieder, dass ich mehrere Ladekabel für unterschiedliche Steckersysteme vorhalten musste. Besonders dann, wenn auf dem Flugplatz oder auf Reisen drei verschiedene Ladekabel dabei waren, aber das vierte, welches gerade dringend benötigt wurde, zu Hause lag, stieg der Ärgerpegel gewaltig an.
Ein Berg von über 30 Ladekabeln für acht oder neun verschiedene Steckersysteme hatte sich angesammelt. Zwischenlösungen wurden probiert und wieder verworfen. Letztlich habe ich in den Hochstromsteckern M6 von Multiplex (kurz: MPX) die universelle Lösung gefunden. Es gibt bei mir nur noch Ladekabel mit diesen MPX-Steckern - für alle Flug- und alle Empfänger-Akkus.
Nur das Original
Die MPX-Stecker sind gut, aber nicht die günstigsten. Man entdeckt dann diverse kompatible Alternativen. Dieser Ausflug dauerte bei mir aber nur kurz. Es war ein lehrreicher Irrweg. Möglich, dass es gleichwertige Plagiate gibt. Ich habe aber keine gefunden. Im Gegenteil, manche waren - ich kann es nicht anders sagen - grottenschlecht. Das bezieht sich auf den Kunststoff, die Passgenauigkeit und auf die Strombelastbarkeit.
Also lasse ich die Finger von Plagiaten und nehme nur noch die Originale von Multiplex. Diese sind übrigens gut daran zu erkennen, dass im grünen Kunststoff neben den Pins die Buchstaben "MPX" eingeprägt sind. Außerdem ist dort auch ein "+"- und ein "-"-Zeichen zu sehen.
An diese Positionen für die Plus- und die Minusleitungen sollte man sich auch beim Selbstlöten unbedingt halten. Auch fertig konfektionierte Ladekabel und Akkus sind so belegt. Dann passt es immer. Warum ich das erwähne? Nun ich konnte schon das ein oder andere Mal einem Kollegen nicht helfen, da er umgekehrt konfektioniert hatte ...
Welche Ströme/Kabel?
Ein entscheidendes Kriterium für eine Hochstrom-Steckverbindung ist die Strombelastbarkeit. Es gibt Stecksysteme, die mehr Strom verkraften. Die mir bekannten haben aber ein größeres Gehäuse als die Grünen von Multiplex, was in schlanken Rümpfen von Sport-Segelflugzeugen schon mal ein Platzproblem ergeben kann. Jedoch bin ich nach meiner F5B-Zeit nicht mehr wirklich über die Belastbarkeit der MPX-Stecker hinausgekommen. Das auch nicht im F5J-Wettbewerbseinsatz.
Vor kurzem hat Multiplex die M6-Stecker überarbeitet und die mögliche Strombelastbarkeit (nach eigenen Angaben) auf 50 Ampere verbessert. Das ist schon recht viel und gilt natürlich nur, wenn man je drei Pins für Plus und Minus zusammen nimmt. Laut Multiplex dürfen kurzzeitig sogar bis zu 100 Ampere fließen. In einer anderen Quelle (SM-Modellbau) liest man 50 A und kurzzeitig (20 s) 70 A. Vor dieser Überarbeitung wurde der maximale Dauerstrom mit 35 A benannt.
Selbst die 35 A möchte ich etwas relativieren. Ich fliege diese Stecker schon seit ein paar Jahren in Thermikseglern und im F5J-Wettbewerb. Dort fließen Ströme bis etwa 45 A. Der typische Betriebsablauf: Mal kurz (5 -10 s) Motor einschalten und dann - sagen wir mal - 10 min Thermikflug. So werden die Steckverbindungen auch bei geringer Überlast nicht warm. Spätestens mit den aktuellen MPX-Steckern sind auch typische F5J-Flüge absolut im grünen Bereich: 30 s Motorlaufzeit und 15 min Abkühlphase. Bei manch einem schlanken F5J-Segler war ich aber froh, so kleine Steckergehäuse zu haben.
Bei Hotlinern und Motormodellen würde ich die Grenzen etwas genauer einhalten. Denn bei Dauerbetrieb und Grenzüberschreitung können die Übergangswiderstände die Stecker spürbar warm, ja sogar heiß werden lassen. Für einen Motorflieger hatte ich mir schon mal zwei der älteren 35-A-Varianten sowohl am Akku wie auch am Gegenstecker parallel gelötet. Immer mit dem Ziel, nur ein Ladekabel vorhalten zu müssen.
Anlöten mit Gegenstecker
Kabel bis 2,5 mm² passen super zwischen die drei Pins. Mit etwas Geschick bekommt man - wenn es denn unbedingt sein muss - auch Kabel mit 4 mm² dazwischen. Zur Not biegt man die Pins ein klein wenig auseinander. Die Vorgehensweise beim Löten ist immer die gleiche. Die Kabelenden werden auf ca. 6 mm abisoliert. Dazu kann man einen Cutter verwenden, muss allerding vorsichtig schneiden, um nicht zu viele Äderchen der Litze ebenfalls abzutrennen. Eleganter geht es mit einer einstellbaren Abisolierzange.
Die freigelegte Litze wird leicht verdrillt, damit sie sich mit dem Lötzinn nicht aufspreizt und vor-verzinnt. Meist fließt das Lötzinn gut durch. Doch einmal umdrehen und prüfen, ob die Gegenseite erreicht ist, schadet nichts.
Beim Löten werden die Pins sehr heiß und übertragen diese Hitze in das Steckergehäuse. Dieses kann um den Pin herum zu schmelzen beginnen. Um zu verhindern, dass der Pin seine Position verliert und später schief im Gehäuse sitzt, steckt man das zu verlötende Steckerteil in sein jeweiliges Gegenstück.
Jetzt alle sechs Pins vorverzinnen. Mit der Zeit bekommt man ein gutes Gefühl dafür, wie viel Lötzinn notwendig ist. Ich erhitze dann die Pins, während ich die Litze direkt darüber positioniere aber nicht mit erhitze. So ist sie steif und kann in das flüssige Lötzinn zwischen die Pins geschoben werden, ohne dass sich einzelne Äderchen aufbiegen. Einmal rundherum nachlöten, so dass alle Pins gut mit der Litze verbunden sind - fertig.
Der Lötkolben sollte mindestens 50 Watt, besser etwa 75 W haben. Eine Lötstation wird auf gut 330° für bleihaltiges Lötzinn eingestellt. Lötet man bleifrei, sollten es eher 360° sein. Die Temperatur soll zum Lot passen. Wenn die Temperatur zu heiß ist, verbrennt das Flussmittel und die Lötstelle kann schlecht ausfallen. Wichtiger noch ist die richtige Wahl der Lötspitze. Für breite Kabel braucht es eine breite Lötspitze für einen guten Wärmeübergang. Qualität beim Lötgerät zahlt sich aus.
Lötplatine herstellen
Um die Stecker beim Löten zu halten, ist eine "Dritte Hand" sehr nützlich. Besser, da stabiler, geht es mit einer speziellen Löthilfe. Diese habe ich mir recht einfach selbst hergestellt. Die Basis bildet bei meiner Löthilfe ein dicker Pertinax-Block. Der ist stabil, ausreichend hitzefest und nicht elektrisch leitend. Metall schließt sich aus, man will ja auch mal Akkus anlöten. Es reicht, Platz für eine MPX-Buchse und einen MPX-Stecker sowie eine Zwinge vorzusehen. Mit der Zwinge wird die Löthilfe am Tisch unverrückbar festgeklemmt.
Es gibt zu den M6-Steckern kleine passend gebohrte Platinen. Eine solche verwende ich als Bohrschablone um je sechs Löcher mit einem Durchmesser von 1,5 mm ins Pertinax zu bohren. Buchse und ein Stecker werden aufgeklebt. Die überstehenden Pins verschwinden im Pertinax und werden dadurch nochmals stabilisiert. Ein seitlich aufgeklebter Streifen rotes(!) Isolier- oder Gewebeband markiert die Plus(!)-Seite. Verwechslungen hätten fatale Folgen ...
Isolieren
Je nach Vorliebe kommt eine von drei Methoden zur Anwendung. Ein Manko der Multiplex-Stecker ist, dass man sie zum Auseinanderziehgen nicht gut greifen kann. Man zieht eigentlich immer eher am Kabel als am Steckergehäuse. Dafür sind sie halt etwas kleiner als andere Hochstrom-Stecksysteme. Dort, wo ich die "Grünen" gut greifen muss, es weder auf Größe noch auf Gewicht ankommt, werden Sie in den entsprechenden Formen vergossen. Das mache ich insbesondere bei Ladekabeln. Eine Alternative dazu ist die Verwendung der "Lötplatine für MPX Stecker/Buchsen".
Und am häufigsten kommt die Isolierung jeder einzelnen Leitung mit Schrumpfschlauch vor. Die Schrumpfschlauchstücke haben eine Länge von etwa 1 cm. Bei Verwendung von drei Pins hat der Schrumpfschlauch einen Durchmesser von 4,8 mm und bei zwei Pins 3,2 mm. Um zu verhindern, dass sich der Schrumpfschlauch bei häufigem Gebrauch verschiebt, verklebe ich die Schrumpfschläuche noch mit Heißkleber.
Stecker kleiner machen - Empfängerakku
Klein sind sie, die "Grünen" von Multiplex. Doch manchmal sind sie immer noch zu groß. Zum einen fließen nicht immer 35 oder gar 50 A. Bis etwa 20 A Stromfluss würden zwei Pins genügen. Und Empfängerakkus in Sport- oder Freizeitseglern versorgen die Empfangsanlage mit zum Teil deutlich unter 5 A. Zum anderen könnte man in schlanken Rümpfen, zum Beispiel von F3B-Seglern oder R.E.S.-Fliegern, manchmal noch kleinere Stecker vertragen.
Getreu der Maxime "nur eine Sorte Ladekabel", fand ich auch dazu eine Lösung: Kleiner machen! Dazu werden die beiden äußeren Pins entfernt und ebenso der nicht mehr benötigte Teil des Gehäuses. Ein Risiko besteht nicht, da sie nach dieser Maßnahme immer noch verpolungssicher sind.
Alle meine Empfänger-Akkus haben verkleinerte Buchsen mit nur vier Pins. Ebenso wie die Antriebsakkus in meinen E-R.E.S.-Seglern, wo ja nur Ströme um 10 A fließen. Vier Pins haben etwas weniger Reibung als sechs Pins. Das vermindert die Gefahr in filigranen Modellen oder bei engen Einbauverhältnissen, dass es beim Auseinanderziehen einen Ruck gibt, der etwas beschädigen könnte. So lade ich alle meine Flug- und alle meine Empfänger-Akkus mit ein und dem selben Ladekabel.
Noch kleiner?
Ja, es geht noch kleiner. Auch die Möglichkeit, auf zwei Pins zu reduzieren geht, ohne die Verpolsicherheit gänzlich zu verlieren. Am Stecker bleiben dann die Pins an der Wand stehen. An der Buchse sollte man genau prüfen, welche Seite man entfernt. So passen die Akkubuchse und sein Gegenpart im Flieger immer noch verpolsicher zusammen. Jedoch kann man am Ladekabel mit unbearbeitetem Stecker auch verkehrt herum einstecken! Deshalb habe ich die Reduktion auf zwei Pins nur probiert, aber bisher vermieden. Sicher ist sicher!
Dein Kommentar? Anmerkungen? Fragen? ... Hier geht es zum Kontaktformular ...