Es geht noch besser

29.06.2017

Der nächste Evolutionsschritt: EasyGlider 4 von Multiplex

© 2017 - Frank Schwartz alle Rechte vorbehalten

Noch eine EasyGlider-Evolution? Ja, unbedingt! Denn erstens braucht es den EasyGlider immer am Markt. Und zweitens ist ein noch weiter verbessertes Modell ein Kaufanreiz. Und: Ich bin überrascht und begeistert von der Performance, der Wendigkeit und der Gleitleistung des "Neuen". Der EasyGilder 4 hat auch in der Bauausführung deutlich zugelegt und dennoch Potential für eine weitere Entwicklung.

Die Erfolgsgeschichte des EasyGlider begann im Jahr 2005. Anfangs wurde er von "gestandenen" Modellfliegern teils mitleidig belächelt. Heute hat er seinen Platz auf den Modellflugplätzen und an den Hängen erobert und ist dort nicht mehr wegzudenken. Das Modell ist preiswert, handlich beim Transport und in der Luft, robust und hat eine gute Performance. Der EasyGlider eignet sich mit etwas Unterstützung durch einen erfahrenen Piloten für den Einsteiger. Wer dann selbständig fliegen kann, wird in diesem Modell einen idealen Trainingspartner haben. Mit dem EasyGlider ist es leicht, mit der Zeit immer mutiger zu fliegen. Das fördert den Trainingsstand.

Der erfahrenere Modellflieger hat mit dem EasyGlider ein Modell, das er zu jeder Gelegenheit einfach mal so benutzen kann. Er ist auch der ideale Urlaubsbegleiter. Wenn am Hang mal schwache Bedingungen herrschen, freuen sich viele Piloten, wenn ein EasyGlider die Lage sondiert. Und genauso bei widrigen Flug- und/oder Landebedingungen: ein EasyGlider geht immer.

Doch warum nun eine Weiterentwicklung?

Auch Gutes kann man meist immer noch etwas besser machen. Doch selten haben (Schaum-)Modelle eine so lange Lebensdauer, dass man dieses tun könnte. Der EasyGlider hat hier schon eine Sonderstellung. So kann Multiplex bei ihm gesammelte Erfahrungen in ein Update einfließen lassen. Was ist geblieben, was hat sich geändert?

Geblieben sind die äußere Form und die Abmessungen. Ebenso wird das Modell weiter aus Elapor in - neuen - Formen geschäumt. Es gibt den Flieger in verschiedenen Bau- und Ausstattungsvarianten (siehe technische Daten) als Segler mit Elektro-Antrieb.

Die Leitwerke

Sowohl das Höhen-, wie auch das Seitenleitwerk sind nun abnehmbar gestaltet. Das erleichtert den Transport im Auto enorm. So passt der EasyGlider 4 noch einfacher in das voll bepackte Urlaubsauto. Ein kleiner Sender, ein oder zwei Akkus und ein Ladegerät - und man muss auch im Urlaub nicht auf das Fliegen verzichten.

Über Klipse werden die beiden Leitwerke miteinander und dann mit dem Rumpf verbunden. Die Haltekraft der Klipse allein ist allerdings zum Fliegen viel zu gering. Deshalb darf man nicht vergessen, die Leitwerke mit der beiliegenden Kunststoff-Schraube sicher zu befestigen. Am Seitenruder befindet sich in Höhe des Ruderhebels eine Öse, in die sich bei der Montage ein am Rumpf befestigter Haken einfädelt. Das ergibt im Vergleich zu älteren Versionen eine deutlich steifere Anlenkung der Ruderklappe und ein stabileres Seitenruder-Scharnier.

Die Anlenkungsdrähte für Höhen- und Seitenruder werden an den doppelten Ruderhörnern durch Kardanbolzen gesteckt und mit einer Inbusschraube geklemmt. Allerdings ist so die Wiederholgenauigkeit der Einstellung nach Demontage der Leitwerke nicht wirklich gesichert. Die Anleitung hilft in diesem Punkt nicht weiter. Mein Tipp: Um die gleiche Position wiederzufinden bringt man nach dem Einfliegen eine Markierung mit Farbe oder Tape auf dem Draht kurz vor dem Kardanbolzen an. Auch ein Stellring, der als Anschlag dient, ist möglich.. Inbusschräubchen sollten dann als Ersatz immer bereitgehalten werden. Zu leicht verliert man diese. Alternativ kann man auch den Kardanbolzen auf dem Anlenkungsdraht belassen, mit Hilfe eines Schraubenziehers das doppelte Ruderhorn spreizen und ihn heraus-, bzw. hineindrücken.

Tragflächen

Ein steifer Flügel sorgt für präziseres Fliegen, höhere Wendigkeit und weniger Fahrtverlust in Kurven und Wenden. Eine hohe Biegesteifigkeit hatte der EasyGlider schon immer. Der "Neue" hat dennoch einen neuen Holm bekommen. Er ist nicht mehr rund, sondern ein GFK-Vierkant-Rohr. Nach wie vor wird dieser Holm beim Zusammenstecken in entsprechende Kanäle in den Tragflächenhälften gesteckt, womit er auch als Flächenverbinder dient.

Beim runden Holm, der ja nicht mit der Tragfläche verklebt ist, kann sich die Fläche über dem Rohr verdrehen. Das ist beim Vierkant deutlich verringert. Gemeinsam mit dem verbesserten Schaummaterial ergibt sich eine deutlich erhöhte Verdrehsteifigkeit. Diese ist für eine gute Performance noch entscheidender als die Biegesteifigkeit.

Anfangs ist das Montieren der Tragflächen sehr mühsam. Der Kanal in der Tragfläche ist nicht weit genug für das Holmrohr, so dass dieses sich nur mit ziemlicher Gewalt einschieben ließ. Ebenso muss man etwas Kraft aufwenden, die Tragflächen in ihre Aussparungen im Rumpf und ineinander zu drücken. Dieses komplette Zusammenbauen ist im Neuzustand nicht möglich. Man müsste zu fest zupacken, was mit Sicherheit Dellen in der Flächenoberseite hinterlässt. In meinem Stangenlager fand ich ein Vierkant mit einer 1 mm größeren Kantenlänge. Nachdem dieser und unter Zuhilfenahme eines Schraubstocks einmal in jede Flächenhälfte gedrückt war, konnte ich die Tragflächen montieren, ohne dass zu viel Spiel entstanden war.

Was leider entfallen ist, ist die Möglichkeit, eine Gewindestange als Ballast in das Holmrohr einführen. Es sei denn, man entfernt eine der Endkappen auf dem Vierkant-Rohr.

Rumpf

Auch der Rumpf soll steifer geworden sein. Dennoch verbiegt und verdreht er sich im hinteren Bereich ein wenig, wenn man Seiten- oder Höhenruder betätigt. Ob das beim Fliegen einen wesentlichen negativen Einfluss hat, wage ich allerdings zu bezweifeln.

Die beiden Querruder-Zuleitungskabel sind im Innern des Rumpfes, sauber aufgeräumt, hinter Kunststoffplatten nach vorne verlegt. Wenn alle Servokabel im Empfänger eingesteckt sind, muss man diesen zusammen mit allen Kabeln, zum Beispiel mit einer Holzlatte, ganz nach hinten schieben. .Diese Aufteilung erschließt sich für mich nicht als sinnvoll.

Dahingegen macht die zusätzliche Kunststoffplatte an der Kabinenhaube viel Sinn: Die beiden Bolzen zur Verriegelung der Haube sind dauerhaft(!) stabil fixiert. Zum Öffnen der Haube kann man diese an der Kunststoffplatte sicher greifen, wodurch das Schaummaterial längere Zeit ohne Druckstellen bleiben kann.

Antrieb

Nach der Übernahme der roxxy-Produkte ins Multiplexprogramm spiegelt sich das nun auch in der Ausstattung des EasyGlider 4 wieder. Als Motor sind ein roxxy C28-34-850kv und als Regler ein roxxy BL-Control 720 S-BEC eingebaut. Das verspricht Power. Die Luftschraube ist eine MPX 9x6". Leider vermisse ich am Spinner, was eigentlich bei einem so durchdachten Modell "state oft the art" sein sollte: den Gummi, der die Propellerblätter beim Transport am Rumpf angeklappt hält. Vielleicht hätte man sich ja auch eine elegante Lösung aus dünnem Federstahl einfallen lassen können ...

Als Akku wird ein roxxy EVO 3s, 2.200 mAh vorgeschlagen. Dieser passt mit genügend Spiel in den Rumpf. Wie sich später herausstellen sollte, reicht auch ein 1.600er Lipo, um den Schwerpunkt ohne Ballastzugabe einstellen zu können. Mit dieser Akkugröße ergibt sich bei 16 A Strom eine Motor-Laufzeit von rund sechs Minuten. Rechnerisch erreicht man bei der Steigleistung von 6-7 m/s eine addierte Ausgangshöhe über 2.000 m. Mit dem 2.200er werden es entsprechend mehr.

Made in Germany

Den EasyGlider 4 kann man als Baukasten beziehen, dann allerdings ohne Antrieb und ohne Servos. Muss man diese Komponenten sowieso kaufen, rentiert sich eine der RR-, bzw. RTF-Versionen. Gegenüber dem Einzelkauf der Komponenten spart man bei der RR-Version knapp 60 € (nach Höllein-Preisen gerechnet). Das Kit rentiert sich nur, wenn man brauchbare Komponenten "in der Schublade" hat. RR bedeutet, dass das Modell mit Servos und Antrieb fertig gebaut ist; bei RR+ ist zusätzlich ein MPX-Empfänger im Set enthalten. Die RTF-Versionen beinhalten dann noch zusätzlich Sender und Flugakku. Für diesen Test stand die RR-Version zur Verfügung. Klebearbeiten sind keine notwendig.

Das Modell ist absolut sauber verklebt. Die Komponenten sind präzise eingebaut. Das Schaummaterial heißt immer noch Elapor. Die Oberfläche ist im Laufe der Jahre nicht nur glatter, sondern auch deutlich fester geworden. Unschöne Landespuren wird man also nicht mehr so schnell entdecken. Zumal der Rumpfboden im vorderen Bereich durch eine Folie zusätzlich geschützt ist. Und wer sein Modell noch etwas aufpeppen möchte, für den hält Multiplex neue Sprayfarben bereit, die auch ohne Grundierung gut haften.

Was nicht unerwähnt bleiben darf und was ich als absoluten Pluspunkt in meiner Bewertung ansehe: Der EasyGlider 4 ist 100% Made in Germany! Das ist in der heutigen Zeit eine hervorragende Leistung von Multiplex.

Preisvergleich Kit zu RR-Version

(nach Höllein-Preisen Stand April 2017)
EasyGlider 4 Kit 94,90 €
2x Servo Tiny S 35,00 €
2x Servo Nano S 33,00 €
Antriebssatz 49,50 €
4x Kabel 17,80 €
Zacki Elapor 5,90 €
Gesamt 236,10 €

Zum Vergleich:
EasyGliderRR 179,90 €

Ab in die Luft

Das Modell fliegt für ein Schaummodell dieser Größe relativ flott und macht dem erfahrenen Modellflieger damit richtig Spaß. Die Flächen sind erwartungsgemäß steif. Der Fahrtverlust in schnellen Wenden ist gegenüber den Vorgängerversionen gering, was ich auf die erhöhte Verdrehsteifigkeit der Tragflächen und die für ein Schaummodell relativ glatte Oberfläche zurückführe. Und: Der Gleitwinkel ist enorm - für ein Schaummodell. Das spürt man auch deutlich beim Landen.

Durch die gegebene Fluggeschwindigkeit wird ein absoluter Fluganfänger mit dem Modell überfordert sein. Bekommt er jedoch mittels Lehrer-Schüler-Betrieb Unterstützung von einem erfahrenen Modellflieger, dürfte dem Lerneifer nichts im Wege stehen.

Die voreingestellten Ruderausschläge stimmen nicht ganz mit den Vorgaben in der Anleitung überein. Sie haben aber sehr gut gepasst, außer beim Seitenruder. Nachdem ich diesen Ausschlag von 25 mm je Seite auf knapp 20 mm reduziert hatte, flog der EasyGlider 4 weniger hektisch.

Die zum Bremsen hochgestellten Querruder bringen relativ wenig Wirkung. Aufgrund des guten Gleitwinkels rentiert es sich, den Ausschlag zu vergrößern. Dazu muss das Rudergestänge am Querruder weiter innen eingehängt werden und/oder am Sender der Servoweg auf Maximum gefahren werden. Wem das noch nicht reicht, der muss zusätzlich am Servo für mehr Weg sorgen. Das bedeutet aber schon einen kleinen "chirurgischen" Eingriff. Mindestens auf dem Modellflugplatz, wo genügend Platz ist, ist aber das Landen ohne diese Korrektur kein Problem.


Ruderausschläge gemessen

Höhe +/- 13 mm (Anleitung: +/- 10 mm)

Seite +/- 25 mm (Anleitung: +/- 25 mm, geändert auf +/- 20 mm)

Quer unten 9 / oben 18 mm (Anleitung: 10/20 mm)

Bremse oben 18 mm (Anleitung: 20 mm)

Zumischung Höhenruder zu Spoiler unten 3 mm (Anleitung: 3 mm)

Die vorgeschlagene Position für den Schwerpunkt ist auf der Tragflächenunterseite durch zwei kleine Knubbel, den man gut erfühlen kann, markiert. Diese Position ist recht konservativ und "einsteigerfreundlich". Damit sich das Modell bei der Zunahme der Fluggeschwindigkeit nicht so sehr aufbäumt, habe ich eine Position um 5 mm weiter hinten gewählt.

Was bleibt?

So manch ein EasyGlider-Kenner fragte mich, was ich mit dem Modell gemacht habe. Das auffällig gute Gleiten und das quirlige Flugverhalten machten Eindruck. Aus fliegerischer Sicht kann ich nicht nur die Neuanschaffung, sondern auch ein Upgrade auf die Version 4 empfehlen. Der EasyGlider 4 ist ein "Immer-dabei-gute-Laune-Modell".

Einige Detaillösungen haben das Modell spürbar verbessert. Schade finde ich trotzdem, dass Manches nicht wirklich zu Ende gedacht wurde. Hier meine ich insbesondere die Demontierbarkeit der Leitwerke, der schwergängige Holm, die Kabelführung im Rumpf und die fehlende Anklapphilfe für die Luftschraubenblätter. Es geht also immer noch besser? Vielleicht beim EasyGlider 5?

Technische Daten

Modellname EasyGlider 4
Verwendungszweck E-Segler für Thermik- und Hangflug
Modelltyp Elektro-Thermiksegler, ARF
Hersteller / Vertrieb Multiplex Modelltechnik GmbH & Co. KG
Bezug und Info Modellbau-Fachhandel
UVP RR: 189,90 €
Lieferumfang Schaum-Modell
Erforderliches Zubehör je nach Variante Motor, Regler, 4 Servos, Empfänger, Flugakku oder nichts davon
Bau- u. Betriebsanleitung ausführlich, in Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch, SpanischAufbau
Rumpf Elapor
Tragfläche Elapor
Leitwerk Elapor
Motoreinbau an Kopfspant
Einbau Flugakku unter Haube im RumpfTechnische Daten
Spannweite 1.815 mm
Länge 1.080 mm
Spannweite HLW 480 mm
Flächentiefe an der Wurzel 200 mm
Flächentiefe am Randbogen ca. 150 mm
Tragflächeninhalt ca. 34 dm²
Flächenbelastung Testmodell ca. 29 g/dm²
Gewicht / Herstellerangabe 1.100 g
Gewicht Testmodell o. Akku 845 g
mit 3s 2.200-mAh-LiPo 1.008 gAntrieb im Testmodell verwendet
Motor roxxy C28-34-850kv
Regler roxxy BL-Control 720 S-BEC
Propeller MPX 9x6"
Akku 3s, 1.600 - 2.200 mAhRC-Funktionen und Komponenten
Höhe 1x MPX Tiny S
Seitenruder 1x MPX Tiny S
Querruder 2x MPX Nano S
verwendete Mischer ½ Butterfly, Bremse --> Höhe
Empfänger Multiplex RX-5 M-Link
Empf.-Akku entfällt

Vom „großen Bruder“ Heron (Hintergrund) floss bewährte Technik in den EasyGlider 4 ein.
Vom „großen Bruder“ Heron (Hintergrund) floss bewährte Technik in den EasyGlider 4 ein.