Der Regler weiß es

26.04.2018

Universelle Telemetrie-Regler von YGE

© 2018 - Frank Schwartz, alle Rechte vorbehalten

Spannung, Strom, Drehzahl, BEC-Spannung, Temperatur - Brushless-Regler haben diese und weitere Werte immer parat. Man hat sozusagen mehrere Sensoren automatisch mit an Bord. Was liegt näher, diese Werte an den Empfänger zu senden um sie als Telemetriedaten zur Verfügung zu stellen.

Einige Hersteller von Fernsteueranlagen haben dies bereits umgesetzt, aber nur für ihr eigenes Telemetrie-System. Mit den Reglern der LVT-Serie bietet YGE die Regler-Daten nun im Ausgang wahlweise für verschiedene RC-Systeme an. So kann man derzeit schon den Telemetrie-Ausgang des Reglers einstellen für Multiplex MSBv2, Graupner's HoTTv4, Jeti ExBUS, Mikado, eigenes YGE-Protokoll für weitere Telemetrie-Anbindungen über z.B. S32 (neuer Jlog). Weitere Protokolle sind in Vorbereitung.

In Betrieb

Sie sind klein und leicht. Sehr erfreulich ist, dass das BEC im Bereich von 5,5 bis 8,4 V einstellbar und bis 5 A (35LVT), bzw. 8 A belastbar ist. Die Telemetrie liefert an die meisten RC‑Systeme Drehzahl, Strom und Spannung des Antriebsakkus und des BEC, die Kapazität, Temperaturen und mehr. Eingestellt wird er über ein PC‑Tool.

Ich habe die beiden Größen mit 35 A und 65 A in Seglern in Betrieb. Um auch den Zwischengas-Bereich ausgiebig zu erproben, kam ein Regler zeitweise in eine kleine Motormaschine. Wie nicht anders erwartet und von ihren Vorgängern gewohnt, gab es keinerlei Grund zur Beanstandung. Im Gegenteil: Beide Regler verrichteten hervorragend ihren Dienst. Mittlerweile gibt es weitere Größen: 95LVT BEC sowie 90HVT Opto und 120HVT Opto.

Alt und neu

Beim äußerlichen Vergleich des "alten" YGE 60 mit dem neuen YGE 65LVT gibt es nur geringe Unterschiede. Der neue ist etwa einen halben Millimeter breiter, 3 mm länger und 2 mm dicker (jeweils an der dicksten Stelle gemessen). Das ist nicht viel. So dürfte er von den Abmessungen her gesehen überall als Alternative passen. Der Gewichtsunterschied beträgt rund 8 g zu Ungunsten des Telemetrie-Reglers. Von diesem Mehrgewicht entfallen allein 6 g auf das zusätzliche Kabel zum Anschluss am Telemetrie-Eingang am Empfänger.

Beide Empfänger-Anschlusskabel sind - wie gewohnt - mit 40 cm recht lang (65LVT). Das kann in schlanken Rümpfen von Sport-Seglern schon mal von Volumen und Gewicht her gesehen "gefühlt" üppig sein. In volumigen Rümpfen hingegen freut man sich, dass man Spielraum zum Platzieren der Komponenten hat.

Verbindung herstellen

Was bei den bisherigen Nicht-Telemetrie-Reglern von YGE über die Programmierkarte möglich war, kann man auch bei den neuen Reglern mit der Karte einstellen. Viel spannender war natürlich die Frage, wie die Telemetrie-Daten auf den Sender kommen. Dazu benötigt man zuerst einmal das zusätzlich zu erwerbende Interface, den "USB-Adapter". Außerdem muss man sich von der YGE-Website die kostenlose PC-Software herunterladen. Damit lassen sich übrigens bei Bedarf auch Updates auf die Regler aufspielen.

Zuerst sollte die Software starten, doch stattdessen meldete sich auf meinem PC Windows 10 mit einer Fehlermeldung. Diese kann man ignorieren, bzw. überspringen. (Auf dem Windows-Tablet klappte es ohne Fehlermeldung.) Nachdem mein Virenscanner die Unbedenklichkeit gemeldet hatte, erschien das erwartete Fenster auf dem Monitor. Jetzt wurden das Interface mit dem PC verbunden, der Regler an das Interface angeschlossen (blauer Stecker) und der Regler mit Strom versorgt. Doch bevor sich etwas rührte, musste auch noch die richtige Schnittstelle, bei meinem Rechner COM8, aktiviert werden.

Nicht so eilig

Mit Drücken des Buttons "Connect" wird der Regler mit seinen aktuellen Einstellungen ausgelesen. Im ersten Feld mit der Überschrift "Mode Setting" ist die letzte Position "Free" aktiv. Es stehen dort Presets für verschiedene Modellarten zur Verfügung wie Heli, Segler, Motormodell und F3A zur Verfügung. Klickt man eine davon an, kommt die Aufforderung, zuerst die Steuerwege einzulernen. Dazu muss der Regler an einen Empfänger angeschlossen werden und über den Sender die kurze Prozedur laut Anleitung ausgeführt werden. Das steht in der Anleitung erst auf Seite 2. Da man hierbei Töne hören muss, muss auch ein Motor am Regler angesteckt oder angelötet sein. Das erscheint etwas umständlich, muss man aber nur einmal machen.

Los geht's

Gut, auch das war natürlich einfach gelöst und alles Weitere kann nun via PC-Software ein- und umgestellt werden. Doch Vorsicht, man kann auch an den falschen Knöpfen drehen und - sagen wir mal - "ungeschickte" Einstellungen generieren. Doch wir wissen was wir tun und klicken nur dort, wo wir uns auskennen. Oder?

Die Abschaltung bei Unterspannung kann auf langsames Herunterregeln, scharfes Abschalten oder ganz aus gestellt werden. Für die Abschaltspannung bei LiPo-Betrieb steht ein Bereich von 2,9 bis 3,4 V je Zelle zur Verfügung. Als Akkutyp wählt man zwischen LiPo, LiFe oder NiXX mit jeweils automatischer Erkennung der verwendeten Zellenzahl. Ab vier LiPo-Zellen stellt man hier einen festen Wert ein.

Entweder durch Eingabe einer Zahl oder verschieben eines Reglers wählt man die gewünschte BEC-Spannung. Super, dass auf Wunsch so HV-Servos versorgt werden können.

Selbstverständlich kann man auch das Verhalten der Bremse - bei Klapp-Propellern unumgänglich - den eigenen Bedürfnissen anpassen. Wer sich damit auskennt, darf auch zum Beispiel an den Stellschrauben für das Timing oder unter "Start-PWM" für die Start-Leistung drehen.

Telemetrie

Die Knöpfe für die Telemetrie-Einstellungen findet man unter dem Reiter "Special". Das sind nicht viele. Das Wichtigste ist natürlich, das verwendete RC-, bzw. Telemetrie-System anzuklicken. Möchte man eine korrekte Angabe der Drehzahl des Motors, müssen logischerweise die Anzahl der Motor-Pole und gegebenenfalls auch die Getriebeuntersetzung eingetragen werden.

Kontext-Hilfe

Hilfe bekommt man an vielen Stellen, wenn man mit dem Cursor über die entsprechende Stelle im Software-Fenster fährt. Die Kontext-Hilfe verschwindet aber recht schnell wieder, so dass man längere Texte, die in Englisch und Deutsch dort stehen, nicht so einfach erfassen kann. Diese Kontext-Hilfe soll kontinuierlich erweitert werden. Also immer mal wieder nach neuen Versionen schauen.

Nicht unerwähnt darf bleiben, dass es noch weitere Einstellmöglichkeiten für Hubschrauber gibt. Auch eine Log-Funktion, unter anderem mit Min/Max-Werten, ist integriert, die sicher dann wichtig wird, wenn es gilt Fehlermeldungen auszulesen. Geloggt wird offensichtlich nur, wenn eine bestimmte Stromstärke überschritten wurde. Motor im Leerlauf reichte bei mir nicht, Werte zu generieren.

Allerdings: Eine Möglichkeit, die Drehrichtung des Motors umzukehren fehlt - wie schon bei der Programmier-Karte - auch in der PC-Software. Ist dies nötig, muss man immer noch zum Lötkolben greifen und umlöten.

LVT mit ExBUS und M-Link

Für die Verbindung mit der Jeti-Telemetrie wird das ExBUS Protokoll verwendet. Dazu muss ein Servo-Ausgang (E1 oder E2) entsprechend umgestellt werden und steht nicht mehr für die Ansteuerung eines Servos zur Verfügung. Hat man alle Servo-Ausgänge bereits belegt (zum Beispiel 4-Klappen E-Segler und 7-Kanal-Empfänger), bleibt nichts anderes übrig, als den nächst größeren Empfänger zu kaufen. Schade, denn der EXT-Eingang ist frei.

Angeschlossen am Sensor-Eingang eines M-Link-Empfängers von Multiplex stehen die Daten wie gewohnt ohne weiteres Zutun sofort im Sender zur Verfügung. So muss es sein.

Was nun?

Never touch a running System. Wer ein funktionierendes System hat, muss nicht zwingend umrüsten. Es sei denn, man hat Spaß am Spiel mit der neuen Technik. Wer bis Dato keine Rückmeldung über den Füllgrad seines Akkus auf den Sender bekommt oder ein neues Modell aufbaut, sollte unbedingt über die Anschaffung eines Telemetrie- und HV-fähigen Reglers von YGE nachdenken. Man bekommt ein absolutes Qualitätsprodukt aus deutscher Fertigung und mit einem sehr guten, freundlichen Service.

Ich persönlich habe eigentlich schon lange auf diese Regler gewartet. Die verbrauchte Akku-Kapazität mit der Stoppuhr zu messen ist mir bei weitem zu unsicher. Sicherheit geht vor. Deshalb messe ich schon seit langem - wo es nur möglich ist - die Spannung (nicht die verbrauchte Kapazität) und stelle mir einen Alarm auf die von mir bestimmte Schlussspannung ein. Mit den LVT-Reglern spare ich somit mindestens einen zusätzlichen Sensor und bekomme noch weitere, manchmal spannende, manchmal interessante Daten übermittelt.