Ein Klassiker als Intermediate

03.01.2021

Supra Expert Hard SC von Vladimir's Model / Mahmoudi Modellsport

© 2021 - Frank Schwartz, Flugfotos Monika Schwartz, alle Rechte vorbehalten

Leistungsstarke Thermik-Segelflugmodelle stehen schon seit 30 Jahren in Verbindung mit der Wettbewerbsklasse F3J. Die entsprechenden Wettbewerbe erfreuen sich großer Beliebtheit bei den thermikorientierten Segelfliegern. Die aufgrund der Aufgabenstellung perfektionierten, leistungsstarken Sportgeräte sind deshalb aber auch außerhalb der Wettbewerbsszene geschätzt und werden als alltagstaugliche Thermiksegler sehr gerne eingesetzt.

F3J - die Anfänge

Meine erste Berührung mit F3J hatte ich 1989 aufgrund meiner regelmäßigen Kontakte zu Verlagskollegen in England. Dort wurde diese Wettbewerbsart schon sehr intensiv geflogen und war recht populär. Auch für mich erschien das Thema aus redaktioneller Sicht sehr spannend. Deshalb beauftragte ich den Engländer Dave Jones, einen ausführlichen Artikel darüber zu schreiben. Diese 12 Seiten lange Klassen- und Modellbeschreibung veröffentlichte ich im allerersten FMT-Extra, welches 1990 unter dem Titel "RC-Segelflug" erschien. Die Leserreaktion war wie erwartet sehr hoch und es zeigte sich ein starkes Interesse an diesen Modellen.

Die Flieger waren zu dieser Zeit reine Holzkonstruktionen. Querruder sah man gar keine, aber Bremsklappen. Die Spannweiten lagen um 2,5 m oder bei knapp 4 m, für die damaligen Verhältnisse riesig. Aber es waren nun mal thermikstarke Segler.

Die Wettbewerbsklasse weitete sich regional weiter aus. Der erste Wettbewerb auf dem Kontinent fand ebenfalls 1990 in Amay (Belgien) statt. Selbstverständlich wurden auch die Flieger mit den Jahren immer weiter perfektioniert. Erste GFK-Rümpfe fanden Verwendung und das Querruder wurde "entdeckt". Im Zuge der weiteren Erkenntnisse und Entwicklungen wurden bald auch Segler in Voll-GFK-Bauweise gefertigt - die fortschreitende Technologie machte es möglich.

Voll-GFK wird zum Trend

Im Zuge dessen erschien die Supra im Geschehen. Die 3,4 m spannende Konstruktion basiert auf einem Design von Dr. Mark Drela. Rückblickend war es ein Voll-GFK-Segler mit Zugeständnissen: So war das Leitwerk in der ersten Version noch eine folienbespannte Holzkonstruktion und das Höhenruder als Pendelleitwerk ausgeführt. Aufmerksamkeit erregte die Supra durch die extrem hohe Belastbarkeit der Tragfläche, was den immer stärker werdenden Belastungen im Hochstart Rechnung trug. Bilder auf der Website von Vladimir's Model (www.f3j.in.ua) zeugen davon. Selbstredend stellten sich viele Wettbewerbserfolge mit der Supra ein.

Das Flaggschiff von Vladimir's Models für den F3J-Wettbewerb ist heute die Maxa. Diese erschien 2014 in der jetzigen Form mit 4 m Spannweite, dem Trend nach mehr Spannweite, noch weniger Gewicht und noch höherer Festigkeit folgend.

Gehört die Supra deshalb zum "alten Eisen"? Mitnichten, meint Darius Mahmoudi. Seit einigen Jahren hat er den deutschen Vertrieb der Segler von Vladimir's Model. "Die Supra ist ein Thermiksegler mit dem Trend zum F3B-Modell", schwärmte Darius bei einem Messegespräch. Das erzeugte unser Interesse.

Versionen

Standardmäßig werden bei Mahmoudi Modellsport zwei Versionen der Supra Expert SC angeboten: Die "normale" mit einen Fluggewicht von 1.436 g und die Version "Hard" mit gerade mal 51 g mehr (beides Herstellerangaben). Ein wettbewerbsmäßiger F3J-Hochstart ist vermutlich die größte Belastung, die man einem Sportsegler auferlegen kann (außer vielleicht das seltsame DSS). Also wird die Version "Hard" jeden Windenstart aushalten. Die 50 g Mehrgewicht sind auch nicht der Rede wert. Offensichtlich kommt dieses Mehrgewicht aus dem von 10,5 mm auf 13 mm verbreiterten Holm. Die mit Carboline SC-39-2/45 (äußere Lage), Herex Kern und Carboline SC-39-2/45 (innere Lage) aufgebaute Schale ist bei beiden Versionen gleich.

Das vordere Rumpfteil ist aus Kevlar und Hochmodul-Glasfaser gefertigt, also 2,4-GHz-friendly und Stecklandungs-tauglich (ob man es nun mag oder nicht, man muss ja nicht...). Der Rumpfausleger ist mehrlagig aus CFK hergestellt und die Leitwerke in Rohacell-Vollkern-Bauweise, das Höhenleitwerk in gedämpfter Ausführung. Informative Schnittzeichnungen zum Aufbau gibt es auf der Website von Mahmoudi Modellsport (www.mahmoudi-modellsport.eu).

Vom Feinsten

Die bauliche Ausführung der Supra ist, wie ich das von anderen Fliegern von Vladimir's Model kenne, hervorragend - eine Augenweide. Aber auch die Ausstattung ist genial und perfekt ausgeführt. Der Rumpfdeckel hat den Vladimir-typischen Schnapp-Verschluss. Funktioniert ohne Nacharbeit. Das Ballastrohr ist bereits in Position verklebt. Rumpf und Leitwerksträger müssen noch miteinander verklebt werden. Dank guter Passung kein Problem. Nur sorgfältig ausrichten sollte man. Das Seitenleitwerk wird von hinten auf die Rumpfröhre aufgesteckt und mit einem Stift gesichert. So kann man es bei Bedarf zum Transport abnehmen. Das fertige Höhenleitwerk wird mit zwei Schrauben auf dem kleinen Pylon befestigt. Mit zwei weiteren, noch kleineren Schrauben, befestigt man die Höhenruderklappe an der Anlenkung. Von diesen Schrauben sollte immer genügend Ersatz dabei sein. Einmal ins Gras gefallen, findet man sie nicht wieder. Die Verschraubung der Tragfläche auf dem Rumpf passt ebenso wie die sechs (dazu gleich mehr) Steckungen für die Verbindung von Tragflächen-Innen- und Außenteilen. Logisch, alle Ruderklappen sind funktionsfertig. Bei meinem Modell wurde als eines der bestellbaren Extras das IDS fertig eingebaut. Der Kabelbaum für den Rumpf liegt fertig bei. Im Flächenmittelteil sind die Kabel und die Steckverbinder zum Rumpf(!) fest montiert. Lediglich für die elektrische Verbindung zu den Außenflächen muss man sich selbst etwas einfallen lassen, will man nicht überall lose Kabel haben.

Auf Wunsch wird das IDS werkseitig eingebaut. Bei Mahmoudi kann man Ausbaustufen bis zum flugfertigen Segler bestellen.
Auf Wunsch wird das IDS werkseitig eingebaut. Bei Mahmoudi kann man Ausbaustufen bis zum flugfertigen Segler bestellen.
Kleine Hutzen über den Anlenkungen sorgen für gute Strömung.
Kleine Hutzen über den Anlenkungen sorgen für gute Strömung.
Die elektrische Steckung in der Tragflächenmitte ist fertig eingebaut.
Die elektrische Steckung in der Tragflächenmitte ist fertig eingebaut.

Wenig zu tun

Der Aufbau des Fliegers ging recht flott von der Hand. Ein wenig Erfahrung vorausgesetzt, sollten vier, fünf (kurze) Abende reichen. Zum Auswiegen konnte ich den schon in der richtigen Form befindlichen Bleiklotz in den Vorrat verbannen. Statt dieser 100 g waren nur 15 g notwendig. Für's Einstellen habe ich mir dann Zeit gelassen. Auch wenn es in der Werkstatt nur ein vorläufiges Programmieren der Ruderausschläge und Mischungen ist, rentiert es bei einem solch perfekten Flieger, sorgfältig vorzugehen. Ausgangspunkt waren die Werte von Mahmoudi's Website. Die Anpassung - auch auf meine persönlichen Vorlieben - dauerte wie üblich viele Flüge über mehrere Wochen und bei unterschiedlichen Wetterbedingungen. Immer noch fasziniert mich, welch spürbare Veränderungen kleine Korrekturen an den Werten haben können. Ein exakt gerade gebauter und steifer Flieger in Verbindung mit einer sehr guten aerodynamischen Auslegung machen es möglich.

Im Flächenmittelstück habe ich die Buchsen mit Balsaholzstreifen eingeklebt. Das lässt sich zur Not auch wieder lösen.
Im Flächenmittelstück habe ich die Buchsen mit Balsaholzstreifen eingeklebt. Das lässt sich zur Not auch wieder lösen.
Der gelbe, lange Schrumpfschlauch verhindert, dass das Kabel beim Zusammenfügen der Tragflächen eingeklemmt wird oder beim Transport im Außenflügel verschwindet.
Der gelbe, lange Schrumpfschlauch verhindert, dass das Kabel beim Zusammenfügen der Tragflächen eingeklemmt wird oder beim Transport im Außenflügel verschwindet.

Ab an die Winde

Nach dem ersten Einfliegen des Schwerpunktes, positionierte sich dieser bei 111 mm, womit ich nach meinem Gefühl eine gute Leistung und dennoch einen ruhigen Flugstil erreicht hatte. Ziel sollte ja vergnügliches, aber leistungsorientiertes Thermikfliegen sein. Drei, vier Millimeter weiter nach hinten erfordert die Supra schon etwas mehr Aufmerksamkeit beim Steuern.

An der F3B-Winde geht die Supra mit den Defaultwerten für die Startstellung senkrecht aber stabil nach oben. Ich musste eher ein klein wenig nachdrücken, was ich später durch weniger positive Querruder-Verwölbung korrigierte. Die Position des verstellbaren Hochstarthakens passte in der Voreinstellung. Im Flug wird die Supra auf ganzer Linie ihrem Namen sehr gerecht. Das unkritische Steuerverhalten ermöglicht das präzise und direkte Einkreisen in einen detektierten Aufwind.

Je nachdem aus welchem Blickwinkel man es betrachtet: Trotz oder wegen der Spannweite von 3,4 m ist die Wendigkeit um die Längsachse sehr gut. Im Kreisflug komme ich hervorragend mit ihr klar. Schon nach wenigen Flügen stellte sich das Gefühl für das Steuern sauberer Kreise ein. Die Supra ist mitnichten eine Diva, sondern eine kooperative Gefährtin.

Sätze wie "zeigt jede Thermik willig an" oder "nimmt jeden Hauch Aufwind mit" wird man bei mir nicht lesen können, solange ich die Stärke der aufwärtsgerichteten Strömung direkt neben dem Flugzeug nicht messen kann. Hier kann ich nur aus dem Gefühl, der Erfahrung und dem Vergleich mit anderen Fliegern (die ich natürlich nie zur selben Zeit in der selben Luft fliegen kann) sehr subjektiv urteilen: Gemessen an den Eckdaten, insbesondere den 1.584 g Fluggewicht, kann ich der Supra als Thermikflieger nur Bestnoten ausstellen. Dazu paart sich die - wieder subjektiv bewertete - ausgezeichnete Gleitleistung. So kann man bei entsprechenden Bedingungen schön flott seine Kreise ziehen oder zügig auf Strecke gehen, um den nächsten Aufwind zu suchen.

Im Hochstart läuft die Supra wie auf Schienen. Auch Gummiseilstarts verlaufen problemlos.
Im Hochstart läuft die Supra wie auf Schienen. Auch Gummiseilstarts verlaufen problemlos.

"Gas geben" am Hang

Und wenn es am Hang richtig gut bläst, legt man noch einen drauf, beziehungsweise schiebt eine Stange Messing hinein. 589 g Ballast kann ich bequem unterbringen, was das Fluggewicht auf 2.173 g erhöht und die Flächenbelastung von 22,8 g/dm² auf 31,3 g/dm² bringt. Mit diesen Werten legt sich die Supra tatsächlich zwischen aktuelle F5J- und F3B-Sportsegler. Ein Intermediate wischen den Welten F3J/F5J und F3B/F3F. Zum Beispiel hat meine 4-m-Maxa bei 1.244 g eine Flächenbelastung von 15,1 g/dm² und mein F3Bler Pike Precision bei 2.149 g eine Flächenbelastung von 37,2 g/dm².

Wenn es am Hang gut trägt, rentiert es sich, Ballast einzuschieben (optionales Zubehör).
Wenn es am Hang gut trägt, rentiert es sich, Ballast einzuschieben (optionales Zubehör).

Bereicherung

Die Supra ist eine sehr treue Begleiterin bei unterschiedlichen Bedingungen und Einsatzmöglichkeiten. Mit der Maxa bin ich auch schon mal am Hang geflogen - das war aber keine wirklich artgerechte Haltung. Den Pike Precision habe ich im Gebirge bei ungünstigen Bedingungen schon mal aus Vorsichtsgründen nicht gestartet. Mit der Supra sieht das ganz anders aus.

Im Grunde verwende ich mittlerweile in der Ebene nur noch den 5°-Verbinder und den 0°-Verbinder am Hang (wer sich nicht entscheiden kann, nimmt halt den mittleren Verbinder). Darius hatte recht: Die Supra ist ein starker Thermikflieger, den man auch mal nahe am F3B-Stil fliegen kann.

Drei Paar Verbinder für die Außenflügel liegen standardmäßig bei und können die Supra in einen Flieger mit ganz unterschiedlichem Charakter verwandeln.
Drei Paar Verbinder für die Außenflügel liegen standardmäßig bei und können die Supra in einen Flieger mit ganz unterschiedlichem Charakter verwandeln.

Supra Expert Hard SC
Verwendungszweck: Segelfliegen, Ebene und Hang
Modelltyp: Segler
Hersteller: Vladimir's Model
Vertrieb in Deutschland: www.mahmoudi-modellsport.eu
UVP: ab 1.656,- €
Lieferumfang: Voll-CFK-Modell, ARF
Erforderl. Zubehör: 6 Servos, Empfänger, Akku, Schalter
Bau- u. Betriebsanleitung: auf www.mahmoudi-modellsport.eu

Aufbau
Rumpf: CFK
Tragfläche: CFK
Leitwerk: CFK

Technische Daten
Spannweite: 3.400 mm
Länge: 1.700 mm
Tragflächeninhalt: 69,34 dm²
Streckung: 16,7
Tragflächenprofil: AG 40/ AG 41/ AG 42/ AG 43
Fluggewicht: 1.584 g
Flächenbelastung: 22,8 g/dm²

RC-Funktionen und Komponenten
Empfänger: Jeti Rex 6A
Höhe: KST X12-508 HV
Seite: KST X12-508 HV
Quer: 2x KST X10 mini
Flaps: 2x KST X10 mini
Empf.-Akku: LiIon 2s, 2.900 mAh
Vario: im Empfänger
Schalter: Zepsus ohne Spannungsregler, 7A Dauer

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