Der richtige Winkel

28.06.2018

angle & throw meter
von Stein Elektronik / Digitech

© 2018 - Frank Schwartz alle Rechte vorbehalten

"Muss das sein?" So fragten einige Vereinskollegen, wie ich das Gerätchen am Vereinsstammtisch vorführte. "Ein Lineal tut's doch auch." Und "oh, geil. Wo kann ich das kaufen?" war die Reaktion anderer, die dann gleich am nächsten Tag bestellten. Schauen wir doch erst einmal, was das Gerät kann.

Es misst - wie der Name sagt - Winkel und Ausschläge der Ruder an unseren Flugzeugen. Dabei ist die Übersetzung des Wortes "angle" noch sehr eindeutig. Das Wort "throw" hat viele Bedeutungen, wobei "werfen" und "schmeißen" die häufigsten sind. Allerdings kann es auch "drehen" bedeuten, was der Anwendung des elektronischen Gerätes sicher am nächsten kommt. Der angle & throw meter misst also Winkel und Ausschläge der Ruderklappen am Flugmodell - und das äußerst bequem.

easy way

Die Funktion ist äußerts einfach: Man befestigt den Winkelmesser auf der Ruderklappe und verbindet ihn mit einer Spannungsquelle, die - ganz beliebig - zwischen 3,6 und 16 Volt bereitstellt. Im Display erscheint die Aufforderung, die Taste "F" zu drücken. Hat man das gemacht, beginnt nach einem Countdown von drei Sekunden die kurze Kalibrierungsphase. Das Gerät stellt sich auf "0" ein. Der Countdown sorgt für eine Wartezeit, so dass eventuelle Schwingungen, zum Beispiel verursacht durch den Tastendruck, ausgeklungen sind. Während der Kalibrierung muss die Ruderklappe absolut stillstehen.

Bewegt man jetzt die Ruderklappe, kann man im Display den aktuellen Ausschlag ablesen. Dabei kann man durch kurzen Druck auf die Taste "F" wählen, ob der Ausschlag in Grad oder mm angezeigt werden soll. Für die mm-Anzeige ist es notwendig, die Tiefe des Ruderblattes einzugeben. Dies erfolgt ganz einfach über die "Plus"- und "Minus"-Tasten.

Details

Die Rudertiefe sollte man als erstes, noch vor der Kalibrierungsphase, eingeben. Dann bleibt sie gespeichert, auch wenn man das Gerät von der Spannungsquelle trennt.

Im Grunde war es das schon und man kann mit der Programmierung des Fliegers beginnen. Aber es gibt noch ein paar Feinheiten. Nach dem Anstecken der Stromversorgung befindet sich das Gerät in der "mm"-Anzeige, dem "travel mode". Die Tiefe (chord) der Ruderklappe ist mit 50 mm voreingestellt. Die große Ziffern-Anzeige zeigt den Ausschlag in mm. Daneben wird "im Kleingedruckten" der Ausschlag in Grad angezeigt. Nach Drücken der Taste "F" wechselt die Ziffern-Anzeige ihre Bedeutung und "angle mode" blinkt.

Durch langes Drücken (etwa 5 Sekunden) wechselt die Anzeige für beide Werte zwischen glatten Zahlen und der Anzeige der ersten Nachkommastelle. Auch wenn man das für übertrieben hält, die Nachkommastelle ist zumindest bei Sportseglern mit modernen Profilen sehr hilfreich. Aufgrund der im Bereich der Verwölbung doch sehr kleinen Ausschläge, zeigt die Nachkommastelle an, ob der der Ausschlag eher zu der höheren oder eher zu der niedereren Zahl tendiert.

Befestigung

Man kann das Gerät auf verschiedene Weise am Ruderblatt befestigen. Ein Streifen Tesafilm oder Kreppband ist sicher die einfachste Methode. Auch doppelseitiges Klebeband wäre denkbar. Dabei spielt die Position in Richtung der Blatttiefe gesehen keine Rolle.

Eine elegante Methode der Befestigung ist, die von Stein Elektronik optional erhältliche Halterung zu verwenden. Darauf wird der angle & throw meter dauerhaft mit doppelseitigem Klebeband fixiert und das ganze an der Hinterkante des Ruderblattes befestigt. Geklemmt wird der zusammengeschobene Winkel mit einer kleinen Schraube.

An der extrem glatten Oberfläche meines Freestylers 3 wollte der Winkel nicht ausreichend festklemmen. Hier musste ich das doch etwas störrische Servokabel zusätzlich mit einem Klebstreifen sichern. Dann ging es gut.

Stromversorgung

Ein recht kurzes Servokabel dient zur Verbindung mit einer Spannungsquelle. Und an dieser Stelle kommt von mir ein "Schade" in der Bewertung. Empfänger-Akkus haben die gleichen Stecker. So ist ein V-Kabel nötig, den Winkelmesser mit dieser Stromquelle zu verbinden. Hat man zwei Winkelmesser im Einsatz - um die rechte und linke Klappe gleichzeitig einzustellen - hilft dann nur ein Empfänger, an dessen Buchsenleiste man den Akku und die beiden Geräte anschließt. Mindestens ein Verlängerungskabel ist jedoch noch zusätzlich nötig - oder man verwendet zwei Spannungsquellen mit zwei V-Kabeln.

Und was ist bei 4-Klappen-Flügen? Oh welch ein Luxus mit vier solcher Geräte gleichzeitig zu arbeiten. Das Programmieren des Fliegers wäre eine wahre Freude ... Die Lösung der vorgenannten Problemchen wären Knopfzellen, die in den Geräten integriert wären.

Bluetooth

Wer sein Handy immer "am Mann" hat (ich hab's nicht), für den bietet sich der angle & throw meter auch in der Bluetooth-Variante an. Dann heißt er AT Wizard. Dieser hat kein Display. Dafür lädt man sich eine kostenlose App auf sein Smartphone herunter. Den Wizard verbindet man einmalig via Bluetooth mit dem Smartphone. Danach kann man die Werte auf diesem ablesen. Ein ebenfalls einfacher Vorgang, der in der Anleitung beschrieben ist.

Den Wizard soll man allerdings mit einer bestimmten, entsprechend gekennzeichneten Seite zum Ruderscharnier ausrichten. Auch darf er nur bis 8,4 V betrieben werden. Ansonsten funktionieren Befestigung und Anwendung analog der Display-Version.

Apropos Anleitung

Bestellt man den angle & throw meter oder den AT Wizard beim deutschen Vertrieb, der Firma Stein Elektronik, wird eine kurze, aber vollkommen ausreichende Anleitung mitgeliefert. Kauft man hingegen direkt beim Hersteller in den Niederlanden, sucht man eine Anleitung vergebens.

In der Praxis

Einen 4-Klappen-Segler zu programmieren dauert gefühlt nur 30% der Zeit, die man mit der althergebrachten Lineal-Methode benötigt. Kein um oder unter dem Modell herum schlupfen, kein Lineal immer wieder neu ansetzen und doch die Skala nicht vernünftig ablesen und kein wackelndes Modell. Am Sender werden die Werte verändert, während man mit Blick auf den angle & throw meter die tatsächlichen Ausschläge im Blick hat. Da kommt Freude auf.

Ein Workflow

Zwei dieser Geräte sollte man, so nun meine Erfahrung, doch haben. Den Freestyler habe ich damit folgendermaßen programmiert: Die beiden Geräte wurden auf der linken Tragfläche auf der Wölbklappe außen und auf dem Querruder innen aufgebracht. So lagen sie für ein bequemes Ablesen direkt nebeneinander. Danach gab ich die Ruderblatt-Tiefen ein und setze beide Winkelmesser auf null.

Die Einstellungen via Sender wurden gemäß der Wertetabelle TUD-Modelltechnik vorgenommen. Dabei habe ich die komplette Range aller Ausschläge und Mischungen "global" für beide Flächenhälften vorgenommen.

Nachdem das erledigt war, positionierte ich die Winkelmesser auf der rechten Tragflächenhälfte. Jetzt habe ich die Programmierung aufgetrennt, so dass ich bei allen Ausschlägen und Mischungen nur noch die rechte Fläche teilweise ein wenig korrigieren musste. Das war in Windeseile erledigt. Oder doch gleich mit vier anstatt mit zwei angle & throw meter arbeiten?

Was geht noch?

Während des Einfliegens eines Seglers wird man die ein oder andere Einstellung nach eigenen Wünschen und Gewohnheiten ändern. Diese könnte man dann zu Hause flugs noch mal nachmessen und notieren. So kann man, beispielweise nach einem Servotausch, alles einfach und schnell reproduzieren.

Sicher selten wird man ein Modell auf ein anderes RC-System übernehmen. Doch so etwas kommt vor. Ich könnte mir gut vorstellen, dass auch dieser Vorgang mit dem angle & throw meter nur ein kleiner, überschaubarer Aufwand ist. Erst die Ausschlagwerte mit der alten Anlage auslesen und dann mit der neuen Anlage neu einstellen.

Eindeutiges Finale

Ich möchte die elektronischen Winkelmesser nicht mehr missen. Wie aus dem vorhergehenden Text sicher zu entnehmen ist, sehe ich den Vorteil in der Einfachheit und der Schnelligkeit des Einstellvorgangs. Meine Augen schaffen es mit zunehmendem Alter im Nahbereich immer schlechter, den Linealstrich der Hinterkante der Ruderklappe zuzuordnen. Da liest sich ein Display doch viel einfacher und sicherer ab.

Nachdem ich die beiden Gerätchen nun eine Weile ausprobiert und eingesetzt habe, gehöre ich ganz eindeutig zur Fraktion "oh, geil. Wo kann ich das kaufen?" Und als Segelflieger geht der Trend klar zu vier angle & throw meter ... J

Technische Daten und Bezug
angle & throw meter
Abmessungen ca. 52 x 25 x 11 mm
Gewicht ca. 13,5 g
Spannungsversorgung 3,6 ... 16 V
Preis 49,00 €
AT Wizard
Abmessungen ca. 32 x 22 x 7 mm
Gewicht ca. 7 g
Spannungsversorgung 3,6 ... 16 V
Preis 49,90 €
Halterung
Gewicht ca. 4 g
Preis ab 11,90 €
Hersteller
Digitech
Vertrieb
Stein-Elektronik
Hans-Willi Stein
Kirchweg 15
D-52428 Jülich
Telefon 02461 / 8825
Web www.stein-elektronik.de
E-Mail info@stein-elektronik.de

Die Welt ist nicht genug

Zuerst störte mich die Steckverbindung zum Anschluss an die Spannungsquelle. Also wurde ich neugierig, wie es im Innern des Gehäuses aussieht. Boden und Deckel lassen sich leicht trennen. Die Platine sitzt im Boden. Bei einem Gerät ging sie leicht heraus, beim anderen musste ich sie - mit äußerster Vorsicht - heraushebeln.

Auf der Unterseite der Platine sind drei Lötpunkte, an denen das Servokabel angelötet ist. Da lässt sich leicht ein alternatives Kabel anlöten. Ich verwendete Silikonkabel mit einem Querschnitt von 0,08 mm² (Bezug: Der himmlische Höllein). Das Kabel ist extrem flexibel. Ich wählte eine Länge von 50 cm für mehr Bewegungsfreiheit. Zwei angle & throw meter werden von einem Akku versorgt.

In einem zweiten Schritt forschte ich nach einer alternativen Möglichkeit zu Befestigung des Gerätes auf der Ruderklappe. Denn auf sehr glatten Oberflächen war auch die Halteklammer keine befriedigende Lösung. Nach mehreren Versuchen bin ich nun zufrieden:

In die Bodenplatte habe ich zentral ein Loch mit 6 mm Durchmesser gebohrt. Dort hinein presste ich einen kleinen Magneten mit eben diesem Durchmesser und 2 mm Dicke. Dieser ist mit wenig Sekundenkleber gesichert und innen mit einem Klebestreifen isoliert. Die Bodenplatte bekam einen flächigen Anstrich mit Flüssiggummi für eine bessere Haftung.

Ein zweiter Magnet mit den identischen Abmessungen kam in ein 7 mm langes CFK-Rohr. Dieses Rohr dient ausschließlich dazu, dass man den flachen Magneten besser packen kann.

Ein dünneres Kabel lässt sich alternativ einfach anlöten, Plus- und Minus-Leitung reichen natürlich aus.
Ein dünneres Kabel lässt sich alternativ einfach anlöten, Plus- und Minus-Leitung reichen natürlich aus.
Die Unterseite ist mit gut haftendem Flüssiggummi eingestrichen, für Haltekraft sorgen zwei Magnete.
Die Unterseite ist mit gut haftendem Flüssiggummi eingestrichen, für Haltekraft sorgen zwei Magnete.